Sonntag, 25. Juli 2004

TMR 2004: Zermatt - Europaweg bis zur Europahütte


Etappe 1, Sonntag, 25.07.2004: Zermatt - Tufteren - Europaweg - Ottavan - Europahütte

Länge:                                        16 km
Gehzeit lt. Beschreibung:           6:35 Std.
Tatsächliche Gehzeit:                 6:35 Std. / 8 Std. / 9 Std.
Unterkunft:                                  Europahütte

Eine lange, aber vermeintlich leichte Etappe erweist sich als eine schwere Prüfung!

 
Um 9:00 Uhr treffen wir uns an der Talstation der Sunnegga-Bergbahn. Um Kräfte zu schonen, nimmt Katrin mit Hund die Bahn. Der Rest der Gruppe begibt sich zu Fuß auf den Weg. Spätestens in 2 Stunden wollen wir uns in Tufteren treffen und dort eine Pause einlegen, ehe wir bei Tufteren auf den Europaweg stoßen. Bei optimalen Wetterbedingungen bewältigen wir in bester Stimmung den moderaten Anstieg. Wir sind begeistert von dem schönen Weg und berauschen uns an den großartigen Aussichten. Der Blick auf das Matterhorn ist fast zu schön, um wahr zu sein. Solche Panoramen gibt es eigentlich nur in kitschigen Heimatfilmen.

Katrin und Hund erwarten uns bereits in Tufteren. Gemeinsam nehmen wir den nächsten Abschnitt unserer Etappe in Angriff. Nachdem wir planmäßig bis Tufteren 1:50 Std. von den veranschlagten 6:35 Std. verbraucht haben, erstaunt uns bei Tufteren der Hinweis, dass es bis zur Europahütte noch 6 Stunden seien. Na ja, das wollen wir erst einmal sehen.
Wir gehen jetzt auf dem "Europaweg" Richtung Ottavan, wo wir die nächste Pause einlegen wollen. Die Höhenlinien unserer Wanderkarte und das Streckenprofil des Wanderführers suggerieren einen Höhenweg ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Tatsächlich ist der Weg aber durchgehend stark profiliert und führt immer wieder durch Geröllfelder. Das kostet Kraft und Zeit.
Wir erkennen, dass die Zeitangabe von 6 Stunden so falsch nicht sein wird. Um nicht Gefahr zu laufen, durch ein sehr spätes Eintreffen an der Europahütte das Abendessen zu verpassen und den reservierten Schlafplatz im Zimmer zu verlieren, trennen sich Gisa und Karl bei Ottavan von der Gruppe und gehen voraus. Der Rest der Gruppe gönnt sich die verdiente Mittagspause und wird in etwa einer Stunde nachkommen.

Ab Ottavan wird die Strecke profilierter und schwieriger. Mächtige Schotterpassagen, Geröllfelder, Bäche und schließlich auch ein Wasserfall sind zu durchqueren. Zum Schutz der Wanderer gegen Steinschlag gibt es mehrere Abschnitte, die durch Tunnel bzw. Galerien und stollenartige Verbauungen gesichert sind. In den Tunneln ist es zwar stockfinster und feucht, aber man fühlt sich sicher.

Gisa und Karl erhöhen das Tempo. Noch einmal ist ein steiler Anstieg zur Hütte zu bewältigen, die von den beiden tatsächlich um 16:45 Uhr nach 6:35 Std. Gehzeit erreicht wird. Karl vermutet, dass der Rest der Gruppe 1,5 Stunden mehr Gehzeit benötigen wird, also insgesamt 8 Stunden Gehzeit. Unter Berücksichtigung der Pause bei Ottavan ist das Eintreffen nicht vor 19:00 Uhr zu erwarten. Gisa und Karl beschließen, der Gruppe entgegen zu gehen, aber vorher die Anmeldung in der Hütte vorzunehmen.

Nach Belegung eines 6-Bettzimmers gehen die beiden mit ihren gefüllten Wasserflaschen zurück und treffen nach etwa einer Stunde auf die Gruppe. Paul hat gerade eine kleine Brücke überquert und wartet auf den etwas zurückhängenden Rest. Das Zusammentreffen löst Erleichterung und Freude aus. Die Gruppe ist bereits ziemlich erschöpft, was auch darauf zurückzuführen ist, dass das Wasser ausgegangen ist. Das Wasserproblem ist jetzt gelöst und der restliche Weg hat seine Schrecken verloren. Gegen 19:30 Uhr treffen wir gemeinsam an der Hütte ein und begeben uns sofort zum Abendessen. 

Das verdiente Bier lässt etwas auf sich warten und kommt dann zusammen mit dem Essen. Heute gibt es zunächst eine Suppe, als Hauptgang wird Burgunderbraten mit Kartoffelpüree und Rotkohl serviert und den Abschluss bildet Baiser mit Sahne. Mit uns am Tisch sitzt eine Schweitzer Gruppe, die den Weg von Grächen zur Europahütte gegangen ist. Diesen Weg gehen wir morgen in die Gegenrichtung. Die Gruppe berichtet, dass man diese Etappe unmöglich in der ausgewiesenen Zeit schaffen könne. Die Zeitangaben seien bestenfalls für Bergmarathonläufer realistisch. Katrin schreibt in das Hüttenbuch, dass diese sehr sportlichen Zeitangaben zwar auch für unsere Etappe gelten, aber zum Glück verstärken zwei Bergmarathonläufer die Gruppe.

Nach den Anstrengungen des Tages genießen wir auf der Hüttenterrasse einen schönen Sommerabend in den Bergen, den Ausblick über das Tal und einige Gläser Dôle. Paul gönnt sich derweil eine Dusche und erregt damit im Waschraum unter einigen Frauen große Aufregung. In Anbetracht der bevorstehenden langen Etappe wollen wir morgen so früh wie möglich aufbrechen. Aber trotz der Anstrengung, vielleicht auch wegen der Anstrengung, finden wir keinen erholsamen Schlaf. 

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