Sonntag, 2. Februar 2014

La Palma 2014: Vulkanroute Vol. 3 rückwärts - Vom Faro de Fuencaliente nach Los Canarios

Nebenkrater Volcán de Teneguia und Volcán de San Antonio
Den letzten Abschnitt der Vulkanroute auf den ‚GR-131’ sind wir bereits vor einigen Tagen gegangen1) 2). Die Strecke hat uns gefallen, weshalb wir uns gleich vorgenommen haben, sie mit Varianten zu wiederholen. Heute wandern wir die Route ohne Abkürzungen bergauf vom Leuchtturm ‚Faro de Fuencaliente’ nach ‚Los Canarios’ und möchten einen Schlenker über den Vulkan ‚Teneguia’ gehen. Das Auto parken wir in ‚Los Canarios’ und besteigen an der Tourismusinformation einen Bus der Linie 203, der uns zum Preis von 2,00 € pP zum Startort schaukelt.3)
Diashow der Fotoserie





Los Canarios

Hauptstraße in Los Canarios
‚Los Canarios’ ist der einzige größere Ort im Süden von ‚La Palma’.4) Wie üblich auf ‚La Palma’, ist der Name des Hauptortes zugleich auch Gemeindename. Die Gemeinde umfasst einige etwas tiefer in Richtung Küste liegende unbedeutende kleinere Orte. Die wirtschaftlichen Grundlagen der Gemeinde basieren in mittleren Lagen auf Weinbau5) und in tieferen Lagen auf Bananenplantagen6). Wirtschaftliche Beiträge leisten im kleinen Umfang Meersalzgewinnung in der Saline ‚Salinas de Fuencaliente’7) sowie Tourismus.
Kein anderes Gemeindegebiet auf ‚La Palma’ ist so stark von Vulkanismus geprägt wie ‚Los Canarios’. Alle großen Vulkanausbrüche neuerer Zeit liegen im Gemeindegebiet: Martin (1646), San Antonio (1677), Teneguia (1971). 



Wanderung über den Vulkan Teneguia

Faro und Salinas de Fuencaliente
Das nette ‚Restaurant de la Sal’ bei den Salinen öffnet erst gegen 12:00 Uhr. Den Salinen schenken wir heute keine Beachtung. Wir wollen uns nicht aufhalten, weil sich über der ‚Cumbre Vieja’ dunkle Wolken zusammenbrauen. Ab dem Leuchtturm ‚Faro de Fuencaliente’ folgen wir der weiß-roten Wandermarke des ‚GR-131’ auf dem bereits bekannten Weg in nördlicher Richtung. Im Schatten der Wolken präsentiert sich die vulkanische Landschaft längst nicht so spannend, wie wir es vor einigen Tagen erlebt haben. Wir stellen zudem fest, dass die Ausblicke auf der Bergabstrecke attraktiver sind.






Aufstieg im Lavastrom des Teneguia
Laut unserer Wanderkarte zweigt von der Wanderroute des ‚GR-131’ ein unmarkierter Pfad nach Nordwesten ab und führt über den Kraterrand des Vulkans ‚Teneguia’, ehe er weiter nördlich wieder in den Wanderweg mündet. Umzusetzen, was in der Zeichnung so klar und deutlich wirkt, gelingt uns nicht. Ohne genauere Ortskenntnisse finden wir nicht die Abzweigung über den Vulkan. Wir haben aber noch eine zweite Chance, nämlich den nordöstlichen Zugang zum Vulkan, der nicht verfehlt werden kann.







Blick auf Fuencaliente vom Aufstiegsweg zum Teneguia
Vorerst bleiben wir auf dem ‚GR-131’, bis wir auf die nordöstliche Abzweigung treffen. Ein deutlich erkennbarer Pfad führt unmarkiert mit steilen Abschnitten und einigen felsigen Stufen in Richtung Krater. Einige Passagen sind leicht ausgesetzt und erfordern Trittsicherheit. Auf der Höhe des Kraterrands führt ein schmaler Gratweg zu einem Steinmann auf dem höchsten Punkt des Kraters. Soweit wollen wir jedoch nicht gehen, weil sich bereits leichter Sprühregen bemerkbar macht und dunkle Wolken näher kommen.







Krater und Nebenkrater des Teneguia
Vom Kraterrand blicken wir in mehrere Krater und Nebenkrater des zerrissenen Vulkankegels, dessen Aktivitäten nicht lange zurückliegen. Als ‚Malpais’ (engl. Badlands, dt. schlechtes Land) bezeichnete bizarre Lavalandschaft in der Umgebung des Vulkan übt auf uns faszinierende Reize aus. Über die optische Wahrnehmung hinaus bemerken wir Schwefelgeruch. Gas scheint noch immer auszutreten.









Westküste und Weinfelder
Auf dem Weg vom Vulkan ‚Teneguia’ nach ‚Los Canarios’ schauen wir bei ‚Los Quemados’, ein Ort der Gemeinde ‚Los Canarios’, auf die ‚Llanos Negros’, ein großes vulkanisches Aschefeld, das der Vulkan ‚San Antonio’ geschaffen hat. In der Gegenwart ist dieser Landstrich das größte Malvasier-Anbaugebiet 8) von ‚La Palma’. Der Blick auf die zu dieser Jahreszeit unbelaubten Weinreben lässt eine niedere Reberziehung mit kleinen Astgabeln als Stützen erkennen.5)








Los Canarios auf dem Rückweg
Wolken sinken immer tiefer. Der ca. 700 m hoch liegende Ort ist bereits von Wolken eingehüllt. Nach 2:30 Stunden erreichen wir ‚Los Canarios’. Wie bei den beiden vorhergehenden Besuchen empfängt uns leichter Regen, der jedoch auf den Süden beschränkt ist.










Route der Wanderung
Streckenprofil der Wanderung
Technische Daten
Streckenlänge: 8,2 km
Dauer: 2:20 Stunden Gehzeit (2:30 Stunden Gesamtzeit)
Aufstieg: 738 m
Abstieg: 71 m






Anmerkungen

  1. Post vom 30.01.2014: Vulkanroute Vol. 3 – Von Los Canarios zum Faro de Fuencaliente
  2. Allgemeine Informationen zur Infrastruktur und zu Bedingungen des Wanderns sowie die Charakteristik der beiden Fernwanderwege ‚GR-130’ und ‚GR-131’ beschreibt der Post Wandern auf der 'Isla Bonita'
  3. Webseite zum Fahrplan der öffentlichen Buslinien: La Palma Transport
  4. Seinen aktuellen Namen (dt. ‚Die Kanarier’) erhielt der Ort von spanischen Eroberern. In diesem Gebiet konnte auch nach der spanischen Besetzung eine größere Population der als ‚Benahoaritas’ bezeichneten indigenen Urbevölkerung ihre ethnische Identität noch längere Zeit aufrecht erhalten. Bereits in vorspanischer Zeit bildete die Gemeinde einen von sieben Kantonen der Urbevölkerung. Abgeleitet von einem Wasserheiligtum hieß die Gemeinde in der Sprache der ‚Benahoaritas’ ‚Ahenguareme’. Dem Wasser einer schwefelhaltigen heiligen Quelle wurde wundersame Wirkung nachgesagt. Mit dem Ausbruch des Vulkans ‚San Antonio’ im Jahr 1677 verschwand die Quelle unter Lava.

    Über Wasserheiligtümer
    Wasserheiligtümer und vermutete Verbindungen von Wasser mit Göttern, Geistern, Dämonen, Nymphen, Nixen etc. sind weitgehend unbeeinflusst von Religionen in wahrscheinlich allen Kulturen verbreitet, was auf die elementare Bedeutung von Wasser zurückzuführen sein dürfte. Aus vergleichbaren Gründen wird die Sonne in allen Kulturen verehrt. In größerer Verbreitung haben wir in der Gegenwart verehrte Wasserheiligtümer in der Bretagne, in Cornwall und in Galizien angetroffen, was möglicherweise keltischen Kultureinflüssen geschuldet  ist, die auch unter dem Einfluss christlicher Religion weiterleben.

    Im Christentum begegnet uns Wassersymbolik z.B. in der Taufe und etwas abseits des offiziellen religiösen Kanons in einigen Wunderquellen. Das berühmteste Beispiel dürfte das Wasser von Lourdes sein. Eine Marienerscheinung machte Bernadette Soubirous 1858 auf eine heilkräftige Quelle in einer Grotte aufmerksam. Dank Wunderheilungen entwickelte sich die Quelle zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, der einen bis heute anhaltenden Wallfahrtstourismus auslöste. Die katholische Kirche legitimiert den Wallfahrtsort. Die offensichtlichen Gründe sind ein eigenes Thema.

    Das Sonnensymbol finden wir in kultischen Gegenständen (wie der Monstranz) und z.B. auch im Heiligenschein oder Strahlenkranz vieler Abbildungen. Der Wallfahrtsort Fátima zieht seine Bedeutung aus einem Sonnenwunder, das aufgrund einer Prophezeiung der ‚Jungfrau Maria’ beobachtet wurde. Gemäß Beobachtung ähnelte die Sonne am 13. Oktober 1917 einer Silberscheibe und drehte sich wie ein Feuerrad. Die katholische Kirche erklärte die Erscheinung für glaubwürdig und gestattete die öffentliche Verehrung ‚Unserer Lieben Frau von Fátima’. Der Ort ‚Fátima’ entwickelte sich zu einem bedeutenden christlichen Wallfahrtsort, den Gläubige der katholischen Welt in der Hoffnung auf Wunderheilung aufsuchen. Mehrere Päpste haben die Wallfahrtsstätte besucht. 
  5. Über den Weinbau auf ‚La Palma’ informiert ein Post vom 19.01.2014: Spaziergänge mit Besichtigungen in der Umgebung von ‚El Paso’
  6. Zum Thema Monokulturen informiert der Post: Monukulturen auf San Miguel de La Palma
  7. Link Zur Webseite in deutscher Sprache: Salinas de Fuencaliente
  8. Malvasier (auch Malvasia) ist eine uralte Rebsorte, die bereits in der Antike bekannt war.

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